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nicht oft genug!

  • Matthias Blümel
  • 26. Juli 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 27. Juli 2021


In den vergangenen Tagen fand in verschiedenen europäischen Städten der CSD statt.

Der Christopher Street Day ist ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag der Homo-, Bi- und Transsexuellen sowie der Transgender.

Ich verfolge die Paraden über die sozialen Netzwerke und freue mich immer wieder über die große Beteiligung. Auch in Ungarn und Bulgarien sind Tausende auf die Straße gegangen, um für ihre Freiheit zu demonstrieren.

In Ungarn, wie schon in meinem vorherigen Beitrag geschrieben, sind vor nicht allzu langer Zeit Gesetze verabschiedet worden, die menschenverachtend und diskriminierend gegenüber sexuellen Minderheiten sind.

Erschreckend sind die Kommentare unter den neutralen Berichterstattungen der verschiedenen öffentlich-rechtlichen Nachrichtenagenturen.


"... das Gesetz ist perfekt. Die LGBTIQ Aktivisten sollen schön unsere Kinder in Ruhe lassen!!"


"Das Gesetz gilt dem Schutz der Kinder"


Das Gesetz verbietet unter anderem Werbung, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil einer Normalität erscheinen. Bücher zu diesem Thema müssen in Ungarn mit dem Hinweis "Verboten für unter 18 jährige" versehen werden. Filme dürfen nicht mehr zu Hauptsendezeiten ausgestrahlt werden.

Orbán argumentiert, dass das Gesetz dafür sorge, dass Eltern alleine darüber entscheiden könnten, wie sie die sexuelle Erziehung ihrer Kinder gestalten wollten.

Schon die Vorstellung allein, ein Kind, welches überhaupt noch nicht weiß, was Liebe ist und wen und für wen es liebt, soll in eine sogenannte "Normalität" erzogen werden. Viele von uns wissen, wie grausam es ist, wenn man seine Sexualität entdeckt und feststellt, dass diese von der "Normalität" abweicht.

Aus den Erzählungen von Freunden und Bekannten weiß ich, dass auch hier in Deutschland ein Outing nicht immer leicht ist. Es führt in vielen Fällen zu Streit und sogar zu Brüchen der Familie.

Ich erinnere mich, gestern noch einen Kommentar gelesen zu haben, in dem jemand behauptet: "Die LGBTIQ Bewegung ist nur durch den Mauerfall zustande gekommen, da die DDR viel zu freizügig war!" Wie absurd diese Aussage ist, brauche ich nicht zu erläutern.

Was macht das mit einem Kind, wenn die Erziehung in eine Richtung führt? Diese kann ich nicht analysieren. Dafür fehlt mir das Fachwissen. Doch gut ist DAS nicht!

Ein Outing, wozu? In der Tierwelt ist es nachgewiesen, dass es gleichgeschlechtliche Paare gibt. Und die sind bestimmt nicht entstanden aufgrund der Freizügigkeit in der DDR.

Am Sonntag fand in St. Georg der jährliche CSD-Gottesdienst in der Dreieinigkeitskirche statt. Das Motto hätte nicht besser sein können: "Ohne Muster, Bilder und Schablonen". Der Gottesdienst wurde durch den Pastor der AIDS-Seelsorge, positiv leben & lieben, und dem Pastor der Basisgemeinde MCC-Hamburg, geleitet. Gestaltet wurde der Gottesdienst unter anderen von Belle Alliance, dem Lesbisch-Schwulen Chor aus Hamburg und Beiträgen von Mitgliedern der Gemeinden.

Zum Anfang des Gottesdienst konnte jeder Teilnehmende ein Bild in einer @mail versenden, welches dann nach der Predigt mit einem Beamer an die Wand projeziert wurde. Die Bilder sollten uns LGBTIQs im Leben zeigen. Musikalisch wurde dies untermalt mit dem Piano durch den Chorleiter.

Der Altar war mit einer Regenbogenfahne geschmückt, und es zierte diesen eine Ikone. Auf der Ikone war Maria mit Jesus als Kind im Arm zu sehen.

Ikonen sind eigentlich geweihte Bildtafeln, wie sie häufig in orthodoxen Kirchen zu sehen sind. Daruf sind meistens Heilige abgebildet. Übersetzt bedeutet Ikone so viel wie "Bild" oder "Abbild". Sie sind dabei nicht nur Abbildungen weltlicher Natur, sondern vielmehr "Fenster zur himmlischen Wirklichkeit". Mit der Betrachtung einer Ikone soll man die Gegenwart Gottes erfahren.

Umso passender war es, die projezierten Bilder der Teilnehmer über der Ikone erscheinen zu lassen.

Die Beiträge des Gottesdienstes waren passend, und auch nicht. Der eine Beitrag begann mit den Worten: "Wir Schwulen, Lesben und Transmenschen sollten uns nicht so wichtig nehmen." Bei diesen Worten sah ich, wie sich die meisten Köpfe der Teilnehmenden hoben. Diese Aussage finde ich persönlich nicht richtig.

Oh doch, wir müssen uns wichtig nehmen, denn wir sind genauso wichtig, wie jeder andere auch! Sollten wir diese Aussage verinnerlichen, geraten wir wieder in den Hintergrund.

Es mag ja sein, dass manche müde und abgekämpft sind. Doch sollten wir diesen Kampf um unsere Freiheit niemals aufgeben.

Momentan haben wir eine so große Aufmerksamkeit, weltweit. Wenn wir jetzt nachlassen, und davor habe ich wirklich Angst, war unser Kampf umsonst.


"Diese RegenbogenLemminge sind nur noch am nerven und eine Gefahr für die Gestaltung einer sinnvollen und respektvollen Zukunft"


"Schwulenflagge"


"Man muss mehrmals missbraucht werden um schwul zu werden"


Solche Kommentare sind die Tagesordnung. Um so wichtiger ist es, dass wir uns zeigen, präsent sind.

Wir gehören nicht weggesperrt!

Wir sind keine Lemminge!

Und: ich wurde weder einmal noch mehrmals mißbraucht.

Ich bin schwul, weil ich meinen Freund liebe.



Euer Matthi




 
 
 

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