CSD 2021
- Matthias Blümel
- 8. Aug. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Aug. 2021

Gestern fand die diesjährige CSD-Parade statt. Aufgrund der Pandemie und den Hygieneauflagen in Form einer Fahrrad-Demo. Laut NDR-Berichten nahmen ca. 8500 Demonstranten teil.
Für mich war es der erste bewusste CSD, bei dem ich wirklich für meine Rechte und Freiheiten demonstriert habe. In der Vergangenheit, muss ich leider gestehen, habe ich am CSD teilgenommen, um zu feiern.
Die Demo startete am Jungefernstieg mit ca. 45 Minuten Verspätung. Ich war doch sehr überrascht, dass es so viele Teilnehmer waren. Lesben, Schwule, Intersexuelle, Transsexuelle, Transgender, Queers und viele viele mehr.
Mein Freund und ich sind im Namen der Basisgemeinde MCC-Hamburg gefahren. Auch wenn das Equipment sehr dürftig ausfällt, war die Gemeinde das erste Mal seit vielen Jahren auf dem CSD wieder vertreten.
Der Treffpunkt für uns war an der Petrikirche. Dort schmückten wir unsere Räder und uns mit Regenbogenfahnen und warteten auf die anderen Teilnehmer. Wir waren motiviert und fühlten uns bereit.
Auf dem Weg zum Jungfernstieg mussten wir leider auch wieder schlechte Erfahrungen machen. Uns wurde: "Schon wieder solche Schwuchteln!" hinterhergerufen. Aber ganz ehrlich: Diese Menschen tun mir leid. Was muss bei denen im Leben passiert sein, dass sie solchen Hass hegen? Oder ist es Unsicherheit, vielleicht auch Angst, weil sie bei sich selbst Gefühle entdecken, bei denen sie sich selbst zum selben Geschlecht hingezogen fühlen? Ich wünsche diesen Menschen ein erfülltes Leben und hoffe, dass sie niemals solche Abwehr und den Hass erfahren müssen. Wenn ich ihnen meine Erfahrungen wünschen würde, wäre ich doch nicht viel besser, und mein Engagement wäre Heuchelei.
Am Jungfernstieg angekommen reihten wir uns mit unseren Rädern ein. Wir registrierten uns per App und staunten über die vielen Teilnehmer. Aus allen Ecken schallte Musik. Die Menschen waren vergnügt und zeigten wer sie sind.
Die Demonstrationsstrecke führte über 17 km durch die Stadt. Durch St. Pauli, vorbei an den Landungsbrücken, durch die Speicherstadt, Teile der Innenstadt, nach Borgfelde, durch Hamm und Hohenfelde und endete in St. Georg. An den Straßenrändern und auf den Brücken erhielten wir sehr viel Zuspruch. Die Menschen demonstrierten für uns mit ❤️ 🧡 💛 💚 💙 💜. Natürlich gab es durch die Demo Verkehrsbehinderungen, aber wer sich deshalb beklagt, ist doch selbst schuld. Die Demo wurde schon viele Wochen vorher bekannt gegeben.
So radelten wir mit Musik von Cindy Lauper und vielen anderen Interpreten durch die Stadt. Mein Freund klinkte sich auf der Reeperbahn aus, denn dieser hatte noch eine Trauung an der Alster.
Das Tempo der Tour war angemessen. So konnte ich mich mit anderen Teilnehmenden unterhalten und diese ein wenig kennenlernen. Wir hatten gemeinsam sehr viel Spaß.
Angekommen in der Nähe der U-Bahnstation 'Hammer Kirche' entschieden wir uns, uns auf den Heimweg zu machen. Zwei Mädels mussten noch bis Rahlstedt und eine nach Dulsberg. Uns allen glühte der Po vom Radfahren.
Zuhause angekommen ließ ich mir alles gedanklich nochmal durch den Kopf gehen und stellte fest: Der Tag war perfekt!
Die Worte zum Abschluß: "Today is a good day to have a good day" machten es rund, und genau diese Worte sagen alles, was ich gefühlt habe.
Ich wünsche Euch allen noch einen schönen Sonntag!
Habt Euch wohl und bleibt bunt!
Euer Matthi
Lieber Matthias,
herzlichen Dank für diesen schönen Rückblick des gestrigen Tages! Es war wieder eine Wonne, mit Euch Beiden und so vielen Anderen gemeinsam Zeit zu verbringen und das mit einer so sinnvollen Demonstration für Menschenrechte. Gänsehaut.
Für mich (Anne) war es das erste Mal überhaupt, auf einem CSD zu sein. Neben all dem dort Spaß haben und feiern war es nach einer sehr schweren persönlichen Findungsphase für mich dazu noch eine Premiere, meine queere Identität und mein Selbst öffentlich zu demonstrieren. Und damit erwachsen zu mir selbst zu stehen.
Mich verstecken, in der Masse mit zu schwimmen (und dabei aber innerlich immer unzufrieden und unruhig zu sein) habe ich nun hinter mir gelassen. Auch wenn mein Leben hierdurch unbequemer…